Learning Journey: Digital Rwanda | Ein Versuch, die ambivalenten Eindrücke zu ordnen (2023)

  • EventBerichte

22Mai2023

von Eva SELAN

6 min

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Learning Journey: Digital Rwanda | Ein Versuch, die ambivalenten Eindrücke zu ordnen (1)

Wer bitte kommt auf die Idee, eine wirtschaftlich fokussierte Learning Journey in Rwanda zu veranstalten? Noch dazu mit dem Slogan: Digital Rwanda?

Das fragte ich mich auch vor 3 Jahren. Damals erzählte mir Karin Krobath (identifire) voll Enthusiasmus von dieser „Learning Journey Digital Rwanda“ und für derartige Erfahrungen bin ich ohnehin leicht begeisterbar (welch schönes Wort). Covid ließ mich lange warten und jetzt endlich ist es so weit.

In Ruanda werden wir Digitalisierung (Digigal Rwanda) aus einem nicht-europäischen Blickwinkel erleben, da sie auf anderen Voraussetzungen beruht – wirtschaftlich, technologisch, hinsichtlich des Mindsets und wer weiß was noch für relevante Backgrounds.

Besonders freue ich mich bei dieser Learning Journey auf ein Unternehmen (zipline), das Blutkonserven mit Drohnen zu entlegenen Krankenhäusern fliegt, um eben rasch vor Ort sein zu können. Ein in Österreich völlig undenkbares Konzept – Digitalisierung ist hier eben anders gedacht.

Learning Journey: Digital Rwanda | Ein Versuch, die ambivalenten Eindrücke zu ordnen (2)

Event-Eckdaten: Learning Journey | Veranstalter: identifire & EcoTec | Rwanda

INHALT

  • Mein Plan ... doch dann
  • Ambivalent
  • Ein Versuch, Rwanda zu begreifen
  • Reiseberichte zur Learning Journey Digital Rwanda
  • Save the date, denn es lohnt sich!

Mein Plan

Ursprünglich hatte ich vor, locker flockig mitzuschreiben und täglich eine begeisterte Kurzfassung des Tages online in den Social Media zu stellen. Und am Ende der 4 Tage einfach alle zu 1 Bericht für HRweb zu vereinen.

Doch dann

Doch dann war der Input viel zu viel und zu divers. Und eine bloße Aneinanderreihung von besuchten Firmen könnte die Reise nicht widerspiegeln.

  • Lange überlegte ich, wie ich die Reise für HRweb verschriftlichen kann.
  • Lange überlegte ich, wie ich Ordnung in meine Gedanken bringen könnte.
  • Sehr lange überlegte ich, wie ich die Realität in Rwanda für mich greifbar machen kann.

Daher lasse ich meinen Plan einfach mal Plan sein und gehe einen anderen Weg: heute hier entsteht ein eher unstrukturierter, persönlicher Zugang, der meinen Gedanken und dessen Entwirrungen folgt. Ein weiterer – strukturierterer – Beitrag, der eher die Inhalte fokussiert, folgt in Kürze.

Ambivalent

Digitalisierung

Das Thema unserer Learning Journey ist „digital Rwanda“.

  • Einerseits: Zu Recht, den wir sehen zahlreiche Unternehmen, die hoch-digital, enorm zukunftsorientiert und mutig sind.
  • Andererseits kann bei weitem nicht das gesamte Land mit diesem Digitalisierungstrend der Hauptstadt mithalten.

Genozid

Bevor die Learning Journey beginnt, nutzen wir den Tag davor, um uns mit dem Genozid auseinanderzusetzen (Konflikt zwischen den 2 Volksgruppen Hutu und Tutsi vor 29 Jahren, bei dem innerhalb von 4 Monaten 1 Mio Menschen starben – nicht selten von davor befreundeten Nachbarn ermordet).

  • Einerseits haben es die Menschen in Rwanda auf erstaunliche Weise geschafft, mit dieser Tragödie Frieden zu schließen und gemeinsam in die Zukunft zu blicken.
  • Andererseits merkt man, dass dieser Konflikt nach wie vor Relevanz hat und auf unterschiedlichen Ebenen in den Alltag hineinspielt.

Bspw Israel Bimpe (CEO bei Irembo in Kigali, Rwanda) erzählt von seinem ganz persönlichen Zugang zum Genozid und den Auswirkungen auf die Zukunft Rwandas:

I was born right before the genozide, as son of refugees in Kongo. No matter if you return to Rwanda or have stayed elsewhere, you are broken. If you return, you come back to a country you don’t even know. You come back to relatives you have never seen. And you don’t have role models (no aunts, uncles, grandparents, etc). You had to figure out life on your own.
It’s similar with this software [that we are creating here at Irembo]: it’s new and you have to figure out the way on your own.
Creating completely new things and creating a brighter future, that’s what thrives us.

Diktatur

  • Einerseits würden wir als Europäer eine Diktatur per se nie einer Demokratie vorziehen.
  • Andererseits wäre eine so klare Wende nach dem Genozid kaum möglich gewesen ohne die klare und starke Führung.

Doch: hier möchte ich auch schon wieder enden mit dem Diktatur-Thema, denn das wäre einen ganz eigenen Beitrag wert.

Handverlesene Eindrücke bei der Learning Journey Digital Rwanda

  • Einerseits treffen wir bei dieser Learning Journey handverlesen hoch-innovative und motivierte Menschen.
  • Andererseits ist man selbst angehalten, dahinter zu blicken und the big picture zu erkennen.

Klar ist für mich: der wirtschaftliche Aufschwung ist für jeden spürbar und wenn ich vielleicht in 3 Jahren wiederkomme, wird sich das Land sichtlich weiter bewegt haben.

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Hoch-moderne Medizin-Geräte

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E-Motorräder auf dem Vormasch für Motorrad-Taxis

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Taxis auf dem Land sehen eher so aus

Ein Versuch, das Land zu begreifen

Das Land an sich

Rwanda ist sehr klein (so groß wie Oberösterreich und die Steiermark zusammen), 50% der Bevölkerung ist unter 20 Jahre alt und die Wirtschaftsleistung ist – global gesehen – niedrig. Trotz der suboptimalen Voraussetzungen ist die Entwicklung klar spürbar. Das wird uns aus unterschiedlichen Richtungen immer wieder bestätigt: in den letzten Jahrzehnten war der wirtschaftliche und gesellschaftliche Aufschwung enorm und selbst in den letzten 3 Jahren war ein unglaublicher Schub erlebbar.

Ich versuche, im Laufe der Learning Journey das Land zu erfassen. Die Gesellschaft, die Hintergründe, die Mentalität, den Grad der Digitalisierung. Jeden Tag erfahre ich neue Details und das Bild vervollständigt sich zusehends. Oft ertappe ich mich dabei, zu denken „jetzt verstehe ich es!“, nur um kurz darauf noch ein entscheidendes Detail zu erfahren und mein Bild anzugleichen. Ob mein Bild jetzt stimmig ist? Nein, sicherlich nicht, dafür war ich leider viel zu kurz in diesem Land.

Digitalisierung – Digital Rwanda

Ein Beispiel: wir sind bei Norrsken – eigentlich ein simples Shared Office für bis zu 1500 Personen, letztendlich ist es aber ein Hub für Entrepreneurship, für Innovation, für kreativ-zukunftsgerichtete Geister. Ich bin begeistert von der sprudelnden Energie, dem hohen Grad an Motivation, Zukunftsstreben, Veränderungskraft und Digitalisierung! Kurz darauf sind wir bei Irembo und erfahren, welche Schritte notwendig sind, um E-Governance tatsächlich umzusetzen, wenn Teile der Bevölkerung nicht mal Elektrizität haben, geschweige denn Zugang zu Internet oder den nötigen Devices. Wenige Tage später bin ich dann tatsächlich im letzten Winkerl von Rwanda und sehe überall Menschen mit Smartphones – kaum sitzen 4 Personen zusammen, haben 3 davon Handys in der Hand. Andere arbeiten den ganzen Tag auf dem Feld, nur mit einer Art Hacke bewaffnet. Kein Pflug, keine Maschinen, keine Tiere zur Unterstützung. So groß die Digitalisierung bei Norrsken auch wirkte, so weit entfernt scheint sie hier zu sein.

Atmosphäre

Im Zuge dieser Learning Journey Digital Rwanda treffen wir beeindruckende Personen, die an eine Zukunft glauben und voll Enthusiasmus darauf zustreben.

Manchmal würde ich mir mehr Effizienz wünschen (wenn eine 20köpfige Gruppe im Restaurant 17 Rechnungen benötigt, beschäftigt es schon mal 4 Personen über einen ausgedehnten Zeitraum; oder in Produktionsunternehmen könnte man hinsichtlich Effizienz auch Verbesserungspotenzial sehen). Dennoch sehe ich hier kein Jammertum, keine Opferrolle, was vor dem Hintergrund der jüngeren Geschichte auch anders sein könnte.

Generell treffen wir auf eine entspannte Atmosphäre, alles ist sauber (selbst herabgefallene Blüten werden aus der Wiese gefegt), viel Polizei und Sicherheit, die Verkehrsteilnehmer wirken entspannt (selbst wenn Kreuzungen für mich tw. ein undurchschaubares Chaos darstellen). Auf mich macht das Land den Eindruck strebsamer Entspanntheit.

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Produktions-Stätten, bei denen die Fließbandarbeit noch nicht angekommen ist

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Durchgetaktete Arbeit durch Chinesische Investoren

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Zu Besuch bei Norrsken

Reiseberichte zur Learning Journey Digital Rwanda

Besonders schön finde ich es, dass auch andere in unserer Gruppe über unsere Reise berichteten, teilweise aus sehr unterschiedlichen Blickwinkeln – das macht es besonders spannend. Daher freue ich mich, direkt zu ihnen zu linken:

Save the date … für die nächste Learning Journey

Ich hatte mir ja viel erwartet von dieser Learning Journey, doch diese Erwartungen wurden um ein Vielfaches übertroffen und für alle, die Lust bekommen haben, es selbst zu erleben: die nächste Learning Journey nach Afrika ist bereits in den Startlöchern: Learning Journey: Silicon Savannah

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Das Leben in der Stadt unterscheidet sich nicht immer …

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… vom Leben auf dem Land

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Drohnen fliegen Blutkonserven ins letzte Winkerl von Rwanda

Mag. Eva Selan, MSc | HR-Redakteurin aus Leidenschaft

Theoretischer Background: MSc in HRM & OE. Praktischer Background: HR in internationalen Konzernen und KMUs in Österreich und den USA.
Nach der Tätigkeit beim Print-Medium Magazin TRAiNiNG als Chefredakteurin, wechselte sie komplett in die Online-Welt und gründete Ende 2010 das HRweb.

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  • Digitalisierung, identifire, interkulturelles Lernen, Rwanda
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Author: Duncan Muller

Last Updated: 20/03/2023

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